Mithilfe eines selbst entwickelten Depolymerisationsverfahrens auf Basis von subkritischem Wasser kann das Unternehmen das Hochleistungspolyamid in nur wenigen Minuten in seine Ausgangsmonomere zerlegen und damit als Rohstoff wiederverwerten.
Polyamid 66 ist aufgrund seiner hohen Wärmebeständigkeit und mechanischen Festigkeit ein unverzichtbares Material in der Automobil- und Industrieproduktion. Weltweit liegt der jährliche Bedarf bei rund 1,3 Mio. t. Einsatzgebiete sind unter anderem Airbags, Reifencordstoffe sowie technische Kunststoffbauteile wie Kühlerbehälter oder Zylinderkopfhauben. Infolge verschärfter gesetzlicher Vorgaben zur Kunststoffverwertung, insbesondere im Automobilsektor, gewinnt das Recycling von PA 66 zunehmend an Bedeutung. So müssen in Japan beispielsweise ausgediente Airbags aus PA 66 inzwischen verpflichtend gesammelt werden – ein wichtiger Ansatzpunkt für das chemische Recycling.
Während beim chemischen Recycling von PA 6, das sich bereits in der Demonstrationsphase befindet, das Monomer Caprolactam zurückgewonnen wird, erfordert die Aufarbeitung von PA 66 die Gewinnung von Hexamethylendiamin und Adipinsäure-Monomeren. Toray, nutzte seine umfangreiche Erfahrung im Bereich des PA-6-Recyclings, um die Reaktion von PA 66 in subkritischem Wasser zu analysieren. Mithilfe eines proprietären Verfahrens gelang es dem Unternehmen, Nebenreaktionen gezielt zu unterdrücken, sodass eine hohe Ausbeute an reinen Monomeren erzielt und anschließend PA 66 durch Repolymerisation wiederhergestellt werden kann.
Der ökologische Nutzen ist laut Toray erheblich: Die Produktion von PA 66 auf Basis dieser Recyclingtechnologie verursache rund 50 % weniger CO₂-Emissionen als die herkömmliche Herstellung aus fossilen Rohstoffen.
Zunächst konzentriert sich Toray auf den Einsatz im Automobilbereich und entwickelt parallel Methoden zur Trennung von Fremdmaterialien aus gebrauchten Komponenten wie Airbags sowie zur Reinigung und Monomer-Isolierung. Bis Ende 2025 will das Unternehmen ein System zur Qualitätsprüfung und Kundenevaluierung mittels Testmustern aufbauen. Die Aufnahme der Serienproduktion ist für das Jahr 2030 geplant – rechtzeitig zur erwarteten Verschärfung globaler Kunststoffrecycling-Vorgaben.
Im Rahmen seiner umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie plant Toray, Recyclinglösungen für beide Polyamidtypen – PA 6 und PA 66 – zu etablieren und diese über den Automobil- und Bekleidungsbereich hinaus auf weitere industrielle Anwendungen auszuweiten.