14.02.2017
Blog

Junger Mann zum Mitreisen gesucht

Beitrag teilen:
Lesedauer: 3 Minuten.

Früher war oft eine Tafel an Zirkuszelten und Jahrmarktkarussells zu lesen: „Junger Mann zum Mitreisen gesucht.“ Da war das Anforderungsprofil klar und überschaubar. In der Industrie hieß das „Helfer gesucht“. […]

Früher war oft eine Tafel an Zirkuszelten und Jahrmarktkarussells zu lesen: „Junger Mann zum Mitreisen gesucht.“ Da war das Anforderungsprofil klar und überschaubar. In der Industrie hieß das „Helfer gesucht“. Ganze Branchen hielten sich so mit Hilfspersonal Jahrzehnte über Wasser.

Wachsende Anforderungen in den Tätigkeiten und eine schrumpfende Basis an Arbeitskräften haben sich – lange absehbar – zur Herausforderung aufgebaut, in Teilen der Industrie inzwischen sogar zum Problem. Und das nicht nur gefühlt, sondern dokumentiert: Der „KI Dialog“ unter den Abonnenten von „KI – Kunststoff Information“ fragt regelmäßig in der Kunststoffindustrie nach den größten Herausforderungen des letzten Jahres und nach denen der kommenden Monate.

Jahrelang dominierten die „Klassiker“ unter den Herausforderungen: Materialkosten, Verkaufspreise, Lieferfähigkeit der Vorlieferanten, Arbeitskosten, Energiekosten. Doch in der aktuellen Befragung vom Jahresbeginn 2017 taucht das Thema „Personalsuche“ in allen Branchenzweigen auf Rang 3 auf, im Kunststoffmaschinenbau sogar auf Rang 2: Mehr als Dreiviertel der Kunststoffmaschinenbauer beklagen große Schwierigkeiten bei der Personalsuche.

Zwar waren 2016 auch für die Verarbeiter die Verkaufspreise das brennende Thema, es folgen aber gleichauf die Fragen der Personalsuche, der Materialkosten sowie der Lohn- und Gehaltskosten. Entlastung beim Thema Personalsuche ist nicht in Sicht: Der Beschäftigungsaufbau in der Branche setzt sich seit dem Jahr 2009 kontinuierlich fort. In den nächsten sechs Monaten will ein Drittel der Unternehmen zusätzliches Personal einstellen. Weiter aufstocken wollen im nächsten halben Jahr vor allem die Unternehmen, die schon zuletzt mehr Personal brauchten.

In strukturschwächeren, ländlich geprägten und wirtschaftlich etwas abgelegenen Regionen kämpfen selbst wachsende Kunststoffverarbeiter in der dünn gesäten Jugend um Nachwuchs, während Verarbeiter in industriellen Hotspots inmitten der übermächtigen Konkurrenz starker Marken um Wahrnehmung ringen.

Junger Mann zum Mitreisen gesucht: Die Zeiten sind für immer vorbei. Umso wichtiger ist es, das Image des Kunststoffs zu heben und die mediale Wahrnehmung des Werkstoffs zu verbessern. „Das Ansehen der Branche und ihre Attraktivität müssen erhalten bleiben“, analysierte GKV-Ehrenpräsident Günter Schwank vor wenigen Tagen in einem Telefonat und forderte erneut „sichtbare Aktivitäten der Branche“ gegen die Vermüllung der Meere und den Eintrag von Mikroplastik: “Die Kunststoffindustrie und ihre Verantwortlichen müssen sich mit Kritik ehrlich befassen, mit den Herausforderungen seriös auseinandersetzen, die Angstmacherei sachlich widerlegen und dort aktiv werden, wo wir als Branche zu Lösungen beitragen können.”

“Es tut mir weh, dass Mitarbeiter unserer Branche solche Anfeindungen in der Zeitung lesen müssen”, klagte Schwank und fragte: “Wie wirkt das auf junge Leute, die sich vielleicht für einen Beruf in der Kunststoffindustrie interessieren?” So schwierig es sei, die Kunststoffverarbeitung im Wettbewerb der gewerblich-handwerklichen Berufsbilder erfolgreich zu positionieren, so wichtig sei es, das Image des Werkstoffs und seiner Industrie aktiv von Störfeuer zu befreien.

Schlagwörter

Markus Lüling
Markus LülingChefredakteur K-PROFI

Nie wieder
etwas verpassen.

Aktuelle Technologie-News, meinungsstarke Blog-Beiträge und Produkt-Neuheiten sichern Ihren Informationsvorsprung. Exklusive Editorale der beiden Chefredakteure Markus Lüling (K-PROFI) und Christian Preiser (KI) runden das Angebot ab.

Anrede
Bitte Anrede auswählen!
Bitte Vorname angeben!
Bitte Nachnamen angeben!
Bitte E-Mail Adresse angeben!