10.11.2025
Arburg

Von KI-gestützer App bis zum virtuellen Zwilling

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Lesedauer: 6 Minuten.

Der Maschinenbauer treibt die Digitalisierung voran. Neben der neuen Steuerung Gestica lite für Standardmaschinen hat Arburg u. a. einen KI-gestützten Assistenten und Piloten wie den „aXw Control MoldlifeAssist“ für die Kommunikation zwischen Maschine und Werkzeug entwickelt.

Die neue Steuerungsvariante Gestica lite für Standardmaschinen verfügt über ein robustes Industriepanel. Die Softwarebasis ist identisch mit der Gestica, die Datensätze sind uneingeschränkt kompatibel. Die neue Variante ist über die erweiterte Oberfläche einfach und intuitiv zu bedienen und auch für Nicht-Fachkräfte einfach zu bedienen; gleichzeitig bleibt für erfahrene Bediener die Flexibilität gewahrt.

Die Bedienoberfläche kommt mit dem neuen Feature „Dashboard“. Diese Einstiegseite stellt alle wichtigen Funktionen für die tägliche Arbeit übersichtlich dar. Dazu zählen Informationen zum Auftrag, zum laufenden Prozess und der direkte Zugriff auf die wichtigsten Parameter und Kenngrößen –unterstützt durch Assistenzfunktionen. Per Touch-Funktion kann man direkt in die detaillierten Parameter-Seiten zu Schließ- und Spritzeinheit, Temperaturen und Robot-System abspringen.

Die neue Steuerungsvariante Gestica lite mit neuem, übersichtlichem Dashboard ist einfach zu bedienen. (Foto: Arburg)

Die neue Steuerungsvariante Gestica lite mit neuem, übersichtlichem Dashboard ist einfach zu bedienen. (Foto: Arburg)

Das neue „Statuscenter“ bietet Zugriff auf alle anstehenden Alarme, das „Hilfecenter“ ermöglicht Zugriff auf den Online-Support. Der Bereich „Aufgaben“ ist den Themen Wartung, Materialversorgung und Teileentsorgung gewidmet. Hier lassen sich auf der digitalen „Pinnwand“ individuelle Notizen für die gemeinsame Arbeit ergänzen, was Papierzettel an der Maschine erübrigt. Hinzu kommen eine vereinfachte Navigation und Suche mit KI-Funktionalität sowie eine schnelle Unterstützung des Bedieners bei der Fehlerbehebung dank assistierter Arbeitsabläufe mit visuellen Lösungsbäumen.

Assistenz- und Pilotfunktionen wie der „aXw EnergyAssist“ oder „aXw Control RecyclatePilot“ sind optional erhältlich.

Werkzeug einrichten, überwachen, warten

Um den Spritzgießalltag mittels digitaler Produkte und Services zu erleichtern, bietet Arburg für seine Maschinensteuerungen smarte Assistenten und Piloten. Neu und besonders für komplexe Werkzeuge und Dauerläufer prädestiniert ist der „aXw Control MoldlifeAssist“ – das vollständig in die Gestica integrierte Computer-System „Moldlife Sense“ des Partners Hack Digital Solutions. Damit ist jetzt auf Basis der Euromap 82.5 Schnittstelle eine smarte Kommunikation direkt zwischen der Maschine bzw. Fertigungszelle und dem Spritzgießwerkzeug möglich. Die zugehörige Hardware sind ein Stecker an der festen Werkzeugplatte und eine Box an der Maschinenrückseite. Somit kann ein System für mehrere Werkzeuge genutzt werden.

Der „MoldlifeAssist“ unterstützt bei Rüsten, Überwachen und Warten des Werkzeugs und verbessert die Verfügbarkeit und Bedienersicherheit. Sein „Rüstassistent“ mit digitaler Ausrichthilfe führt den Bediener über Bilder Schritt für Schritt durch das Einrichten und Rüsten. Im täglichen Betrieb wird das Werkzeug über integrierte Sensortechnologie über den kompletten Lebenszyklus hinsichtlich Temperatur, Akustik, Atmung und Ausrichtung überwacht (Condition Monitoring). Die Messwerte verschiedener Sensoren lassen sich in der Gestica-Steuerung visualisieren und einzelne „Events“ – wie Warnungen, Alarme und Fehlerhinweise – anzeigen sowie die Werkzeugdaten protokollieren und dokumentieren. Ein Vorteil ist zudem die Möglichkeit der vorausschauenden Wartung (Predictive Maintenance), um einerseits keine ungeplanten Ausfallzeiten zu erzeugen und andererseits keinen Aufwand für eine übermäßige Wartung zu verursachen. Der „MoldlifeAssist“ ermöglicht vielmehr zustandsabhängige Wartungszyklen und assistiert auch bei der Wartung. Über die Gestica lässt sich ein Wartungslogbuch aufrufen und alle Wartungspunkte darin quittieren und dokumentieren.

Neue Pilot-Features für die Rezyklat-Verarbeitung

Während die digitalen Assistenzfunktionen in der Maschinensteuerung den Bediener im Alltag unterstützen, optimieren die Piloten nach Aktivierung selbstständig den Spritzgießprozess.
Der „aXw Control RecylatePilot“ verbessert die Teilequalität, indem er die vorhandene Maschinen-Sensorik nutzt, um Materialschwankungen zuverlässig auszugleichen und das Schussgewicht konstant zu halten. Das ist für die Rezyklat-Verarbeitung genauso interessant wie bei Chargenwechseln oder inhomogener Neuware. Ein neues Features des „RecyclatePilot“ ist die Möglichkeit, das Nachdruckniveau an die Viskosität des Materials anzupassen. Während eines Zyklus wird das Einspritzvolumen über den Umschaltpunkt von Schuss zu Schuss reguliert. Zudem kann das Dosiervolumen zyklusübergreifend korrigiert werden, um langfristige Mengenschwankungen auszugleichen.

Virtueller Zwilling in der arburgXworld

Nicht weniger intelligent als die Assistenten und Piloten in der Steuerung ist das arburgXworld-Kundenportal mit seinen zahlreichen Apps und Features. Ein neues Highlight ist der virtuelle Zwilling zur Gestica lite. Dieses neue Feature wird ab 2026 in der Premium-App „Virtual Control“ zu finden sein. Damit wird es nicht nur möglich, ein Programm direkt am PC zu optimieren, sondern dieses auch im Automatik-Zyklus laufen zu lassen, um Prozess und Zykluszeit weiter zu verbessern.

Auf Basis des Datensatzes einer Spritzgießanwendung können der komplette Zyklus, inklusive Einspritzen, Nachdruck etc. simuliert und die zugehörigen Grafiken und Kurvendiagramme angezeigt werden. Auch die Einbindung von Automation oder die Zeitspanne, bis der Granulat-Behälter wieder befüllt werden muss, lassen sich über einen solchen virtuellen Zwilling vorab simulieren.

Hilfe gesucht

Künstliche Intelligenz schafft neue Perspektiven und Möglichkeiten, wenn es darum geht, große Datenmengen zu verarbeiten oder Spritzgießwissen abzufragen. Ein wegweisendes Beispiel für die Einbindung im Kundenportal ist die Premium-App „Ask Arburg“. Das KI-gestützte Feature funktioniert wie ChatGTP – jedoch in einer sicheren, weil in sich geschlossenen Umgebung – und kann konkrete Fragen zu allen Arburg-Produkten und Prozessen rund um das Spritzgießen beantworten. Die Antworten werden ab sofort noch konkreter, da die App über eine Schnittstelle zu den Stammdaten um maschinenspezifisches Wissen zu den Kundenmaschinen ergänzt wird.

In diversen Kundenportal-Apps wie z. B. „DataDecoder“ oder „Programs“ unterstützt „Ask Arburg“ kontextbezogen mittels eines KI-Agenten, der Aufgaben auch ohne menschliches Eingreifen ausführen kann. Weiterhin kann die intelligente App jetzt auch innerhalb des Arburg Leitrechnersystems ALS und direkt auf der Gestica-Steuerung aufgerufen werden. Der Zugriff ist über einen QR-Code auch „offline“ bzw. mit der neuesten Software-Version auch online per Smartphone möglich.

Eine neue App für die kostenlose Basic-Version des Kundenportals ist der „Energierechner“, über den sich Energieberechnungen nach Euromap 60.2 erstellen lassen – eine wichtige Voraussetzung für die Beantragung von Fördergeldern oder Zertifizierungen. Um das Kundenportal in die tägliche Arbeit zu integrieren, gibt es Benachrichtigungen per E-Mail. Zudem kann man sich jetzt mit „Notifications“ auch Push-Meldungen direkt auf Smartwatch oder Smartphone anzeigen lassen, sobald z. B. Statuswechsel von Tickets und Maschinen erfolgen.

Neues zum Arburg Leitrechnersystem

Vor allem komplexe Produktionsumgebungen und hochpräzise Bauteile erfordern eine exakte Steuerung der Prozesse. Hier kann das Arburg-eigene MES, auch in Zusammenspiel mit dem Kundenportal, Vorteile hinsichtlich Transparenz, Prozesssicherheit sowie Energie- und Produktionseffizienz erzielen. Neu ist z. B. das digitale Tool „Schichtplaner“ für die detaillierte Planung und Optimierung innerhalb der Schichten. Diese bietet Transparenz über Zuständigkeiten und ermöglicht die manuelle Einteilung von Mitarbeitern auf Basis von ALS-Daten. Um individuelle Prozesse im Produktionsumfeld mit Hilfe von ALS weiter zu digitalisieren, gibt es wiederum das neue Modul „Workflow“. Übrigens lassen sich auch im Leitrechnersystem über „Notifications“ ereignisgesteuerte Push-Benachrichtigungen direkt auf dem Smartphone, PC und anderen Endgeräten anzeigen – bei Bedarf auch über die App arburgXworld. Weiterhin können die Nutzer künftig Reports über KI analysieren lassen, um z. B. Schichtberichte zu vergleichen.

www.arburg.com

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