Der auf der Fakuma 2024 vorgestellte Heißkanalregler G25 kann jetzt geordert werden. Erstmals kommt das Betriebssystem Linux zum Einsatz. Und für 80 Prozent des Tagesgeschäfts benötigt der Bediener nur noch eine Seite auf dem Display.
Der neue G25 von Gammaflux, Wiesbaden, wurde insbesondere für Anwendungen mit hoher Kavitätenzahl, geringem Schussgewicht und genauem Temperaturprofil konzipiert. Bis zu 192 Zonen lassen sich individuell ansteuern, wobei die Skalierung immer in Zwei-Zonen-Schritten erfolgt.
Zahlreiche Anpassungen am G25 basieren auf Anwenderwünschen – unter anderem die Abkehr vom Betriebssystem Windows hin zu Linux, das ein wesentlich schlankeres System und zusätzlich mehr Komfort bei den Updates bietet. Da die IT-Basis also ohnehin völlig neu war, veränderte das Entwicklungsteam in rund eineinhalb Jahren Entwicklungszeit den Regler gleich von Grund auf. Er wurde bewusst modular konzipiert, damit der Anwender die Möglichkeit hat, bei Analysewünschen oder Fehlersuche immer mehr in die Tiefe zu gehen.
Der Fertigungsalltag findet dagegen weitgehend auf einer Displayseite statt. Dies ist hilfreich, um auch weniger geschulten Anwendern größtmögliche Sicherheit zu geben. Das Display wurde von Quer- auf Hochformat gedreht, damit lässt sich im unteren Bereich kompakt die Tastatur und darüber möglichst viel Inhalt unterbringen. Ein Nutzermanagement sieht individuelle Zugänge und verschiedene Berechtigungsstufen für die Anwender vor.
Integrierte Materialdatenbank
Für alle Funktionen – etwa das Einrichten – gibt es sogenannte Mold Wizards, die dabei Schritt für Schritt unterstützen. Ein Novum in der Regler-Welt ist die integrierte Materialdatenbank, aus deren Angaben sich die Sollwerte direkt übernehmen lassen. Aufgabe des Heißkanalregler ist es, die Temperatur an verschiedenen Punkten des Werkzeugs (wie etwa der Düse und dem Verteilerbalken) zu erfassen, mit dem materialspezifischen Sollwert abzugleichen und bei Bedarf zu korrigieren. Dafür misst der G25 mit seinen Sensoren 20-mal pro Sekunde und regelt die Temperatur mit einer Präzision von 0,017 K nach.
Während diverse Systeme diese Korrekturen zeitproportional versuchen (Heizung in definierten Zeiträumen an/aus), fertigt Gammaflux sogenannte PIDD-Regler, bei denen Algorithmen die Stellgröße mittels dreier Anteile (Proportional, Intergral, Differential) modulieren. Dabei wird sowohl die unmittelbare als auch eine über die Zeit aufgelaufene und zusätzlich eine antizipierte Abweichung berücksichtigt. Wie bei Dimmern für Beleuchtungsanlagen nutzt Gammaflux eine Phasenanschnittsteuerung, die den Stromfluss der Wechselspannung beschneidet, so dass diese nicht mehr sinusförmig vorliegt. Ein großer Vorteil gegenüber widerstandsbasierten Schaltungen ist dabei der geringe Leistungsverlust.
Mold Doctors für die Analyse
Die Regelung des Prozesses ist das Eine, die Überwachung und Analyse das Andere. Beim G25 treten hier ebenfalls modular angelegte Mold Doctors in Aktion und leiten den Benutzer sukzessive weiter. Bei einem auftretenden Fehlerbild lässt sich etwa zunächst eine Verdrahtungsanalyse durchführen und dann untersuchen, ob bestimmte Heizelemente korrekt arbeiten. Auch über längere Zeiträume kann man die Leistung des Heißkanals erfassen, dokumentieren und referenzieren. Der G25 liefert Antworten auf Fragen, ob die Düsen noch so ansprechen wie am Anfang oder ob sich der Stromverbrauch verändert hat.
In einer Datenbank, die direkt in den Regler integriert ist, laufen die Fertigungsinformationen auf, wobei das Speichervolumen so groß ist, dass rund fünf bis zehn Jahre Produktion Platz haben. Auch wenn der Regler an einer anderen Spritzgießmaschine genutzt wird, bleiben die Daten erhalten und gewährleisten lückenlose Rückverfolgbarkeit – besonders wichtig im Medizinal- und Automotive-Sektor. Die Auswertung durch ein MES ist ebenfalls möglich wie das einfache Auslesen und Speichern auf einem zentralen Rechner.
Intuitive Bedienung
Die neue Generation an Kunststofffachleuten ist mit dem Smartphone aufgewachsen und wünscht sich für Industriemaschinen eine ebenso intuitive Bedienung. Gleichzeitig bemühen sich Kunststoffverarbeiter, auch weniger gut ausgebildetes Personal zu qualifizieren, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Der G25 trägt beidem Rechnung und legt einen Schwerpunkt auf leichte Bedienbarkeit mit einheitlichen Menüs und möglicher Integration in die Maschinensteuerung. Alle OPC-UA-Schnittstellen entsprechen dem Standard Euromap 82.2.
Der neue Heißkanalregler ist eine Gemeinschaftsleistung von Gammaflux und der Barnes Molding Solutions Gruppe, zu der die Unternehmen Männer, Synventive, Thermoplay, Priamus, Gammaflux und Foboha gehören. Die Entwicklung des G25 konnte nahezu autark erfolgen, weil das gesamte Know-how um Formenbau, Heißkanal, Temperaturregelung und Prozesssteuerung in der Gruppe vorhanden ist.