Mit der PET-Line 3000 etabliert sich das Schweizer Unternehmen zunehmend im Markt für Preformsysteme mit seitlicher Entnahme. Sie bringt einen verringerten Energieverbrauch sowie schnellere Zykluszeiten mit.
Auf der drinktec im September in München wird Netstal, Näfels (Schweiz), die neue PET-Line mit Seitenentnahme erstmalig im Rahmen eines Messeauftritts dem internationalen Fachpublikum präsentieren. Die Markteinführung der neuen Baureihe erfolgte bereits im Herbst 2020 mit Modellen der Schließkraftgröße 4.000 kN für Werkzeuge mit bis zu 128 Kavitäten. Nun hat Netstal das Portfolio um Varianten mit 3.000 kN erweitert und bringt eine PET-Line 3000-4000 auf den Messestand. Das System eignet sich für Werkzeuge mit bis zu 96 Kavitäten und bringt eine schnelle Lock-to-Lock-Zeit von nur 1,9 s mit. „Unsere Strategie, die Marktverhältnisse im Bereich der Side-Entry-Systeme neu zu sortieren, geht auf. Mit der neuen PET-Line gewinnen wir heute deutlich mehr Neukunden als früher. Das System überzeugt die Kunden mit tieferen Herstellkosten pro Preform. Um bald weitere Kundengruppen zu erreichen, befindet sich das Modell mit 5.000 kN bereits in der Entwicklung“, sagt Renzo Davatz, CEO von Netstal und Mitglied des Executive Committee der KraussMaffei-Gruppe. Die neue PET-Line 3000 ist bereits bestellbar und die ersten Modelle laufen bereits erfolgreich bei Kunden. Über den Verkaufsstart der größeren PET-Line 5000 will das Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt gesondert informieren.
Die neue PET-Line 3000 feiert auf der drinctec Messepremiere. (Foto: Netstal)
Voll kompatibel, höhere Produktivität und weniger Stromverbrauch
„Im Produktionsumfeld wurde die neue PET-Line mit vergleichbaren Maschinen anderer Hersteller verglichen. Bei den Tests wurden bestehende 96-fach Werkzeuge und Nachkühlstationen eingesetzt. Der Energieverbrauch konnte mit der neuen PET-Line um 20 bis 25 Prozent reduziert werden. Zugleich erhöhte sich aufgrund der schnelleren Zykluszeit der Materialdurchsatz. Der Kunde produzierte pro Zeiteinheit mehr Preforms bei erheblich geringeren Stromkosten“, erklärt Stefan Kleinfeld, Produktmanager PET bei Netstal.
Die Energieeinsparung ist das Resultat vieler Verbesserungen, die bei Netstal entwickelt und umgesetzt wurden. Neben der neusten Generation von Antrieben und Umrichtern spielen der elektrische, spindelfreie Kniehebel und die adaptive Regelung eine wichtige Rolle. Dank der adaptiven Regler passt die Maschine die Kenngrößen an den Prozess selbständig an. „Die PET-Line lernt das Gewicht des montierten Entnahmegreifers und optimiert die Fahrbewegungen automatisch für eine beschleunigte Entnahme. Weiter führt die Maschine eine selbstständige Abschätzung des montierten Werkzeuggewichts durch und optimiert die Bewegungszeit für optimale Öffnungs- und Schließbewegungen. Da die Antriebe dabei immer gleich ausgelastet sind, wird ein hoher Wirkungsgrad erzielt und die Leistungsausbeute ist höher“, sagt Stefan Kleinfeld.
Unter allen Bedingungen die höchste Produktivität
Da die Maschine die Optimierungen automatisch vornimmt, ist für die Produktion nur geringes Know-how an der Spritzgießmaschine notwendig. Auf Werkzeuge und EOAT mit RFID-Chips kann daher verzichtet werden. Gleichwohl können diese Fremdwerkzeuge ohne Leistungsverlust auf der neuen PET-LINE betrieben werden. Die einfache Bedienung des gesamten Preform-Produktionssystems wird zusätzlich durch Smart Operation unterstützt. Das serienmäßig enthaltene Feature ermöglicht es, sämtliche Abläufe frei zu hinterlegen und mit lediglich vier Tasten die gesamte Anlage zu bedienen. Neues Bedienpersonal ist in kürzester Zeit geschult und kann eigenständig eine oder sogar mehrere Linien bedienen. Auf Papier gedruckte Handlungsanweisungen sind nicht notwendig, da alle Arbeitsschritte auf dem Display angezeigt werden.
Integrierte Preform-Qualitätskontrolle
Dazu trägt auch der Cycle Guard bei, der in rauen Industrieumgebungen mit instabilen Stromnetzen nicht entformbare Preforms, sogenannte Short Shots, zuverlässig verhindert und so eine hohe Anlagenverfügbarkeit sicherstellt. Die optional erhältliche Sicherheitsfunktion überwacht permanent die Stromversorgung der Spritzgießmaschine und stellt notfalls ausreichend Energie zur Überbrückung von Netzausfällen im Millisekundenbereich zur Verfügung. Bei längeren Stromausfällen wird der aktuelle Zyklus kontrolliert und sicher beendet. Die Preforms werden sauber fertig gespritzt und aus dem Werkzeug entformt. Die Dosierung für den nächsten Schuss wird unterbrochen und das ganze System kontrolliert gestoppt. Sobald der Strom wieder da ist, kann die Produktion nach einem kurzen Systemcheck wieder aufgenommen werden. Cycle Guard funktioniert ohne Batterien und ist wartungsarm.
Das integrierte Inspektionssystem Pecolux von IMD Vista überwacht und dokumentiert die Preform-Qualität in Echtzeit. Qualitätsabweichungen werden im kontinuierlichen Inline-Betrieb überwacht. Das System kontrolliert wichtige Merkmale des Preforms wie den Anguss und das Gewinde. Außerdem werden die Preforms auf Farbunterschiede, eingeschlossene Fremdkörper, Blasen und Kristallinität geprüft. Durch die schnelle Rückmeldung und die kompakte Integration in die Nachkühleinheit stellt diese Lösung eine intelligente und wirtschaftliche Prüfroutine für die Produktion von Preforms dar. Die Anwender sind damit in der Lage, die Qualität der produzierten Chargen gegenüber ihren Kunden zu dokumentieren.
„Die erfolgreiche Einführungsphase der neuen PET-Line mit Seitenentnahme stimmt uns durchweg positiv. Von allen Seiten wurden die gute Kompatibilität zu bestehenden Werkzeugen, der besonders niedrige Energieverbrauch sowie tiefe AA-Werten und schnellste Zykluszeiten bescheinigt. Bis zu 100 Prozent rPET, aber auch Kombinationen mit Flakes, Farben und Additiven werden in einem großen Prozessfenster stabil und schonend verarbeitet“, betont Stefan Kleinfeld.
Preform mit Gewinde für Tethered Caps
Auf dem Messestand produziert Netstal 10,5 g leichte CSD-Preforms für 0,5-l-PET-Flaschen. Das Hochleistungs-Werkzeug mit 72 Kavitäten kommt vom Werkzeugpartner MHT Mold & Hotrunner Technology. Für die Materialaufbereitung und das Trockenluftgerät ist die Partnerfirma Eisbär Trocknungstechnik aus Österreich zuständig. Die Kühlung übernehmen Geräte der Schweizer Unternehmung ef cooling. Mit einem GME-30.40-Gewinde ausgestattet, erfüllt der Preform bereits die neue EU-Vorgabe für Tethered Caps, nach der ab Juli 2024 Verschlüsse nach dem Öffnen fest an der Flasche verbleiben müssen. Diese Ausführung ist für Einwegflaschen bestimmt, verfügt über Entlüftungsschlitze und reduziert den Materialeinsatz am Flaschengewinde und am Verschluss.
Verarbeitet wird PET-Granulat von der Firma Neogroup, das zu 25 % aus chemisch rezykliertem PET besteht. Die auf der drinktec hergestellten Preforms werden im Anschluss dem PET-Wertstoffkreislauf zugeführt, damit aus ihnen neue PET-Flaschen entstehen können.
