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14.06.2023
PlasticsEurope Deutschland

Zu Fortschritten und Aussichten des UN-Plastikabkommens

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Lesedauer: 3 Minuten.

Ein Gastkommentar von Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer, Plastics Europe Deutschland e.V.

Vor wenigen Tagen wurden in Paris intensive Gespräche über ein internationales Abkommen geführt, das verhindern soll, dass Plastikabfälle in die Umwelt gelangen. Die Staatengemeinschaft hat das UN Environmental Programme (UNEP) nun damit beauftragt, bis November einen ersten Entwurf für ein solches UN-Plastikabkommen auszuarbeiten. Dem Ziel, die Vermüllung der Meere zu stoppen, sind wir damit ein gutes Stück nähergekommen! Wenn die Verhandlungen erfolgreich sind, könnten wir bis 2040 bis zu 80 % der Umweltverschmutzung durch Plastikabfälle eindämmen.

Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer, Plastics Europe Deutschland e.V.

Welche Maßnahmen das Abkommen enthalten soll, ist bislang noch unklar

Es gibt sehr viele verschiedene Blickwinkel und viele gute Ideen, wie wir die Ziele des Abkommens erreichen können. Dazu gehören beispielsweise verbindliche Recycling-Quoten, der weltweite Ausbau von Abfallwirtschaftssystemen und Anforderungen an das Produkt-Design, dem sogenannten „Design-for-Recycling“. Bis 2024 möchte UNEP dazu verbindliche Regeln aushandeln, die von einer breiten Mehrheit der Staaten unterstützt werden.

Welche Maßnahmen unterstützt die High-Ambition-Coalition?

Im Vorfeld der Verhandlungen hat die „High-Ambition-Coalition“, der auch Deutschland und die EU angehören, sich erneut dafür stark gemacht, den Einsatz von problematischen oder vermeidbaren Kunststoffprodukten zu reduzieren. Zum Beispiel um zu verhindern, dass Fischernetze oder Deckel von Plastikflaschen ins Meer geraten.

Obergrenzen für Plastik aus fossilen Rohstoffen?

In diesem Kontext wird auch über eine mögliche Obergrenze für die Produktion von neuen Kunststoffen (sogenannten Primärkunststoffen) diskutiert. Die Delegierten werden hier noch zu einem gemeinsamen Verständnis kommen müssen, was damit genau gemeint ist. Denn die Definition von Primärkunststoffen beinhaltet auch Kunststoffe, die aus alternativen Kohlenstoffquellen gewonnen werden, zum Beispiel aus Abfällen und Biomasse.

Ich halte es für einen Fehler, wenn die High-Ambition-Koalition auch eine Begrenzung dieser Kunststoffe anstrebt, die wir bereits heute klimaneutral und ohne den Einsatz von Erdöl herstellen können. Ich bin zuversichtlich, dass die Delegierten sich am Ende auf gemeinsame Lösungsansätze einigen werden, die sich sowohl wissenschaftlich als auch wirtschaftlich am wirksamsten erweisen, um die Ziele des Abkommens zu erreichen. Das könnte vielleicht auch auf einen Vorschlag hinauslaufen, der eine Obergrenze für Kunststoff aus fossilen Rohstoffen vorsieht. Es bleibt allerdings unklar, ob solche Obergrenzen tatsächlich gegen die ölfördernden Staaten wie Saudi-Arabien, Russland und Brasilien durchgesetzt werden können.

Auch die Industrie will sich von fossilen Ressourcen entkoppeln.

Die Bekämpfung der Umweltverschmutzung durch Plastikabfälle ist ohne Frage eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Auch die Kunststoff- und Chemieindustrie ist entschlossen, die Produktion von Kunststoffen von fossilen Ressourcen zu lösen und deren Footprint signifikant zu reduzieren. Unser Ziel ist es, bis 2040 eine nahezu klimaneutrale Kunststoffproduktion zu erreichen.

Wir befürworten ambitionierte und verbindliche Recyclingquoten sowie eine Ausweitung der Herstellerverantwortung und Vorgaben zum zirkulären Produktdesign. Solche Vorgaben gelten in der EU beispielsweise bereits für Elektronikprodukte, Batterien und Verpackungen.

Zudem braucht es alternative Kohlenstoffquellen und alle uns zur Verfügung stehenden Recyclingtechnologien, um Kunststoffabfälle umfassend zu recyceln und so lange wie möglich im Kreislauf zu führen.

www.plasticseurope.org

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