Automotive-Sichtteile lassen sich wirtschaftlich, präzise und in einem kompakten Fertigungsschritt funktionalisieren und dekorieren. Das zeigt der österreichische Maschinenbauer auf der K 2025 mit einer Kombination aus Folienhinterspritzen und PUR-Überfluten.
Eine neue Generation dekorativer und funktionalisierter Rückleuchten steht kurz vor dem Serieneinsatz. Engel, Schwertberg (Österreich), präsentiert auf der K 2025 erstmals den kompletten Fertigungsprozess. Im Mittelpunkt steht dabei eine Zwei-Platten-Spritzgießmaschine vom Typ duo 700 (7.000 kN), auf der die Verfahren foilmelt (Folienhinterspritzen) und clearmelt (PU-Überfluten) miteinander kombiniert werden. Das Ergebnis ist eine wirtschaftliche, hochintegrierte Lösung für anspruchsvolle Sichtteile aus dem Automobilbereich.
Das etwa 600 x 240 mm große Rückleuchtenmodul wird mit einer duo 700 in einem Drehtisch-Werkzeug von Zechmayer gefertigt. Das Farbdesign einer Folie wird zunächst auf einer Seite des Werkzeugs durch thermoplastisches Hinterspritzen (foilmelt) auf das Bauteil übertragen – exakt positioniert und gleichmäßig verformt. Gegenüberliegend erfolgt im gleichen Werkzeug durch clearmelt das Überfluten mit Polyurethan, was einem Lackieren im Werkzeug gleichkommt. Dadurch erhält das Bauteil in einem Fertigungsschritt eine hochtransparente, kratzfeste und designunterstützende Oberflächenschicht.

Das Ergebnis der neuen Produktionszelle: Rückleuchten mit Designfolie und durch clearmelt erzeugter PUR-Schutz, das kostenintensive Hardcoating entfällt. (Foto: Engel)
Technologiekombination mit Einsparpotenzial
Durch die Kombinierung von den unterschiedlichen Prozessschritten in einem Schuss entsteht der entscheidende Vorteil, dass durch die mit clearmelt entstandene Kratzfestigkeit auf das kostenintensive Hardcoating verzichtet werden kann. Zusätzlich bietet die PUR-Schicht Schutz vor UV-Licht bedingtem Vergilben. Als Gesamtanbieter dieser Produktionszelle hat Engel eine PUR-Anlage von Cannon integriert.
Ein weiterer Kostenvorteil gegenüber dem etablierten Drei-Komponenten-Spritzgießen liegt in der vorgelagerten foilmelt-Technologie, bei der lediglich ein Farbdesign mittels Folie als In-Mould-Decoration (IMD) auf das Bauteil übertragen wird. Dies erfolgt durch die Wärme der Kunststoffschmelze – die Trägerfolie selbst wird entfernt, wodurch bei präziser optischer Gestaltung gleichzeitig Material eingespart wird.
Kompakt, effizient und zukunftssicher
Die auf der K 2025 gezeigte Produktionszelle basiert auf einer Zwei-Platten-Spritzgießmaschine mit 7.000 kN Schließkraft und vertikalem Drehtisch. Die kompakte Bauweise erlaubt trotz der hohen Prozessintegration eine geringe Stellfläche. Im Gegensatz zu komplexen Wendeplattenlösungen lassen sich somit nicht nur die Werkzeugkosten, sondern oft auch die notwendige Maschinengröße reduzieren – ein Vorteil im Hinblick auf Energieeffizienz und Investitionskosten. Für die Teileentnahme ist die neue Version eines viper 40 Linearroboter von Engel integriert.

Technologiekombination für moderne Automobilbeleuchtung: Engel zeigt auf der K 2025 mit der 7.000-kN-Spritzgießmaschine duo 700 einen integrierten Prozess für funktionale Rückleuchten mit PUR-Überflutung. (Foto: Engel)
Kooperation für Funktion und Design
Das Kunststoffträgermaterial der Rückleuchte ist ein PMMA Plexiglas 8N, das entsprechende Polyurethan wird von Votteler bereitgestellt. Engel führt in der gezeigten Anwendung den gesamten formgebenden Produktionsprozess durch, der eine hohe Maßhaltigkeit und Schmelzequalität voraussetzt, damit das Design der Folie sicher übertragen werden kann und die PUR-Schicht fehlerfrei ist.
Die Transferfolie stammt vom Oberflächenspezialisten Leonhard Kurz, der auch den zugehörigen Folienabwickler liefert. Auf dem Messestand von Kurz (Halle 5, Stand A19) erhält das auf der Engel-Anlage produzierte Bauteil durch Bonding mit einer Funktionsfolie auf der Innenseite zusätzliche Elektronik in Form integrierter Folien-LEDs. Diese Lösung ermöglicht eine hohe Varianten- und Designvielfalt: Power-LED-Folien werden nur auf geprüfte Bauteile aufgebracht, Lichtfunktionen lassen sich individuell anpassen, und auch farbliche Lichtsignale – etwa zur Kennzeichnung autonom fahrender Fahrzeuge – können ohne Werkzeugwechsel realisiert werden.
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