13.08.2025
Engel

Von branchenspezifischen Zellen bis künstliche Intelligenz

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Lesedauer: 10 Minuten.

Der Maschinenbauer zeigt, wie Maschinen, Automation und digitale Systeme zu branchenspezifischen Fertigungseinheiten zusammenwachsen. Highlight des Messeauftritts ist die Weltpremiere der neuen elektrischen holmlosen Spritzgießmaschine. Ein erster Überblick über die geplanten Exponate zur K 2025.

Effizienter, präziser und flexibler produzieren können steht im Mittelpunkt des Messeauftritts von Engel, Schwertberg (Österreich). Wie sich technologische Innovation, digitale Intelligenz und Nachhaltigkeit wirkungsvoll miteinander verbinden lassen, zeigen branchenspezifische Spritzgießlösungen. Engel präsentiert seine Technologien praxisnah – vom Einsatz Künstlicher Intelligenz im laufenden Spritzgießprozess bis hin zu hochintegrierten Produktionszellen für die Bereiche Automotive, Medical, Technical Moulding und Packaging.

Verzicht auf Hardcoating: Rückleuchtenmodule mit clearmelt und foilmelt

Auf der Engel duo 700 entstehen auf kleiner Fläche funktionalisierte Rückleuchtenmodule durch Kombination von Folienhinterspritzen (foilmelt) und PU-Überfluten (clearmelt) in einem integrierten Prozess. (Foto: Engel)

Auf der Engel duo 700 entstehen auf kleiner Fläche funktionalisierte Rückleuchtenmodule durch Kombination von Folienhinterspritzen (foilmelt) und PU-Überfluten (clearmelt) in einem integrierten Prozess. (Foto: Engel)

Sichtteile im Automotivebereich lassen sich wirtschaftlich, hochpräzise und in einem kompakten Fertigungsschritt funktionalisieren und dekorieren. Engel zeigt auf einer leistungsstarken Zwei-Platten-Spritzgießmaschine duo 700 (7.000 kN) die hochintegrierte Serienfertigung neuartiger Rückleuchtenmodule. Die rund 600 mm x 240 mm großen Sichtteile werden mit einer Kombination aus dekorativem Folienhinterspritzen (foilmelt) und funktionalem PUR-Überfluten (clearmelt) mit einem vertikalen Drehtischwerkzeug produziert. Zusätzlich zur Designfreiheit werden nachgelagerte Prozesse in die Spritzgießzelle integriert und auch ein Hardcoating ist mit clearmelt nicht erforderlich. Während auf einer Werkzeugseite das Farbdesign einer Dekorfolie per thermoplastischem Hinterspritzen auf das Bauteil übertragen wird, entsteht auf der Gegenseite durch das nachgelagerte Überfluten mit Polyurethan eine hochtransparente, robuste Schutzschicht. Eine platzsparend integrierte Automatisierung mit einem viper 40 Linearroboter sorgt für kurze Zykluszeiten in einer kompakten und effizienten Zelle. Die Transferfolie stammt von Leonhard Kurz. Am Stand des Partners wird das Bauteil mit einer integrierten LED-Funktionsfolie weiterverarbeitet.

Umspritzen mit Flüssigsilikon: Präzisionsdichtungen für Brennstoffzellen

Eine vertikale Engel insert 150 fertigt LSR-Präzisionsdichtungen für Brennstoffzellen. Das vollautomatische Umspritzen erfolgt hochgenau und auf kompaktem Raum. (Foto: Engel)

Eine vertikale Engel insert 150 fertigt LSR-Präzisionsdichtungen für Brennstoffzellen. Das vollautomatische Umspritzen erfolgt hochgenau und auf kompaktem Raum. (Foto: Engel)

Eine Produktionszelle mit einer vertikalen Spritzgießmaschine insert 150 (1.500 kN) zeigt die voll automatisierte Fertigung von Flüssigsilikondichtungen auf sensiblen GDL-Folien (Gasdiffusionslagen) für Brennstoffzellen. Die LSR-Dichtung wird in der Maschine mit absoluter Plattenparallelität exakt aufgetragen, im Werkzeug geprüft und das Bauteil direkt entnommen. Die Automation mit Engel easix Knickarmroboter und das Drehtellerwerkzeug von Ach Solution ermöglichen eine kurze Zykluszeit und hohe Prozesssicherheit. Zur Platzeinsparung ist der Schaltschrank direkt in das Maschinengehäuse integriert. Engel zeigt hier eine wirtschaftliche Lösung für das vollautomatische Umspritzen mit dünnen LSR-Schichten auf einer geringen Stellfläche.

Leicht, stabil, nachhaltig: Fahrradlenker mit fluidmelt und organomelt

Die holmlose Engel victory 180 produziert mittels fluidmelt einen leichten, hochfesten Fahrradlenker, der durch das organomelt-Verfahren mit Endlosfasern verstärkt wird. (Foto: Engel)

Die holmlose Engel victory 180 produziert mittels fluidmelt einen leichten, hochfesten Fahrradlenker, der durch das organomelt-Verfahren mit Endlosfasern verstärkt wird. (Foto: Engel)

Ein neuartiger Fahrradlenker wird auf einer holmlosen Engel victory 180 (1.800 kN) gefertigt. Das Bauteil entsteht als Hohlkörper mithilfe des fluidmelt-Verfahrens, bei dem der plastische Kern während des Zyklus mithilfe von Wasser oder Stickstoff verdrängt wird, und wird gleichzeitig mit unidirektionalen Endlos-Carbonfaser-Tapes im organomelt-Verfahren verstärkt. Durch diese neuartige Technologie-Kombination wird eine hohe Bauteilperformance bei geringem Gewicht in einer kurzen Produktionszeit von nur einer Minute erzielt. Der Prozess ist mit easix Knickarmroboter vollständig automatisiert. Die Technologiekombination erschließt neue Märkte für Kunststoffkomponenten in Anwendungsfeldern, die bisher traditionell von Metall dominiert wurden.

Serienreif: Physikalisch geschäumte B-Säulenverkleidung mit MuCell

Auf einer Zwei-Platten-Spritzgießmaschine t-win 6500 der zur Engel Gruppe gehörenden Marke Wintec wird eine B-Säulenverkleidung mit der Engel Schaumspritzgieß-Technologie in einer Zykluszeit von 50 s produziert. Das geschäumte Bauteil mit einem Schussgewicht von 290 g besteht aus mineralgefülltem PP von Sabic. Die foammelt-Technologie senkt das Gewicht und spart somit Material und Kosten bei gleichzeitig guter Abformung der Oberfläche. Automatisiert wird mit einem hochintegrierten Roboter viper 20. Wintec zeigt hier die kostengünstige Produktion von Automobil-Interieur-Bauteilen im Sichtbereich.

Verkürzte Validierung für Medizinprodukte

Im Bereich Medical zeigt Engel eine vollelektrische Spritzgießmaschine e-motion 260 combi M, die über zwei Spritzeinheiten und Mittelplatte verfügt. Auf einem Etagenwerkzeug von Hack werden in einem einzigen Arbeitsschritt gleichzeitig Zellkulturplatten mit 24 Vertiefungen und die passenden Deckel aus Polycarbonat gefertigt – bei einer Zykluszeit von 11 s. Die zusätzliche Spritzeinheit ist im Winkel angeordnet, was die Heißkanalstrecke verkürzt, eine zentrale Einspritzung ohne Bindenähte ermöglicht und das Material schont. Dieses Fertigungskonzept mit einem Side-Entry-Roboter von Ilsemann beinhaltet kompakt aufgestellt und mit hoher Ergonomie den gesamten Prozess inklusive Montage und Verpackung.

Besonders hervorzuheben ist die Validierungslösung, die Engel gemeinsam mit dem Werkzeugbauer Hack erarbeitet hat. Damit lassen sich alle Validierungsphasen – von Design Qualification (DQ) bis Performance Qualification (PQ) – strukturiert und digital abbilden. Die maschinen- und werkzeugintegrierte Sensorik, sowie die einzelnen Engel-Assistenzsysteme aus der iQ Familie und die standardisierten Dokumentationsbausteine reduzieren den dafür nötigen Aufwand erheblich. Dadurch wird die zeit- und personalintensive Validierungsphase deutlich verkürzt.

Weltpremiere für neue Generation elektrischer Holmlos-Maschinen

Die Enthüllung der neuen Generation elektrischer Holmlos-Maschinen erfolgt auf der K 2025. (Foto: Engel)

Die Enthüllung der neuen Generation elektrischer Holmlos-Maschinen erfolgt auf der K 2025. (Foto: Engel)

Als ein Highlight kündigt Engel die Weltpremiere der neuen Generation seiner elektrischen holmlosen victory Spritzgießmaschinen an. Die Maschine ist sowohl schnell, sauber und energiesparend, als auch eine konstruktive Weltneuheit, mit zusätzlichen Vorteilen für die Anwender. Auf dieser neuen victory electric werden mit einer Zykluszeit von 23 s Fittings hergestellt. Das Werkzeug verfügt über großvolumige Kernzüge, die durch den freien Zugang der holmlosen Bauweise unterstützt werden. Durch die Holmlos-Technologie können auch große Werkzeuge auf vergleichsweise kleinen Maschinen eingesetzt werden, was Platz, Energie und Investitionen spart. Nach dem Spritzgießen werden die Fittings automatisch mit Dichtungen versehen. Die Produktionszelle ist dafür mit zwei easix Knickarmrobotern ausgestattet.

Bausteine aus Rezyklat mit hoher Strukturstabilität

Auf einer vollelektrischen Spritzgießmaschine e-mac 220 (2.200 kN) entstehen dickwandige geschäumte Bausteine für die Bauindustrie. Das Material stammt aus dem Gelben Sack, aufbereitet durch Erema. Moxietec stellt das Werkzeug und die Treibmittelmischung für das Schäumen zur Verfügung. Für die Schaum-Homogenität wird in der Plastifizierung eine optimierte Mischschnecke verwendet. Das Ergebnis: Bauteile mit bis zu 30 % Gewichtseinsparung bei 10 % höherer Festigkeit. Diese Technologie ist besonders geeignet für Paletten in der Logistik und die Substitution von Beton bei Bauanwendungen.

Die vollelektrische Engel e-mac 220 stellt leichte, stabile Bauteile aus 100 % Post-Consumer-Rezyklat her. Das Assistenzsystem iQ weight control sorgt für eine Ausschuss-Reduktion um bis zu 50 %. (Foto: Engel)

Die vollelektrische Engel e-mac 220 stellt leichte, stabile Bauteile aus 100 % Post-Consumer-Rezyklat her. Das Assistenzsystem iQ weight control sorgt für eine Ausschuss-Reduktion um bis zu 50 %. (Foto: Engel)

Da hier 100 % Post-Consumer-Rezyklat mit entsprechenden Materialschwankungen verarbeitet wird, kommt dem neuen iQ weight control plus eine besondere Bedeutung zu. Nach der Einstellung von nur zwei Werten passt das digitale Assistenzsystem bei jedem Einspritzvorgang automatisch Umschaltpunkt und Druckkurve an. Dadurch lässt sich der Ausschuss um bis zu 50 % reduzieren. Eine integrierte Automatisierung mit Servo-Angusspicker und innerhalb der Maschine integriertem Förderband macht die Zelle energieeffizient und kompakt.

Packaging: Nachhaltigkeit serienreif umgesetzt

Eine serientaugliche Anwendung zur Verarbeitung von rPET bei Dünnwandverpackungen zeigt Engel auf einer vollelektrischen Spritzgießmaschine e-motion 420 (4.200 kN). Was bislang nur mit hydraulischem Einspritzen möglich war, erfolgt hier vollelektrisch. Auf einem 6+6-fach Etagenwerkzeug von Plastisud wird ein Joghurtbecher aus 70 % Neuware und 30 % rPET in Flaschenqualität produziert. Das rPET stammt von NGR und wurde dort mit Liquid-State-Polykondensation für die Verwendung im Lebensmittelbereich aufbereitet.

Auf der vollelektrischen Engel e-motion 420 entstehen Dünnwandbecher mit 30 % rPET – serienreif gefertigt im Etagenwerkzeug und konform mit der Packaging and Packaging Waste Directive 2030. (Foto: Engel)

Auf der vollelektrischen Engel e-motion 420 entstehen Dünnwandbecher mit 30 % rPET – serienreif gefertigt im Etagenwerkzeug und konform mit der Packaging and Packaging Waste Directive 2030. (Foto: Engel)

Dieses Produktionskonzept zeichnet sich durch eine hohe Wiederholgenauigkeit bei hoher Performance aus. Durch die Kombination aus Spritzprägen (Injection Compression Moulding), iQ motion control und iQ weight control plus werden dünnwandige, präzise Becher mit reduziertem Materialeinsatz gefertigt. Die Anwendung erfüllt bereits heute die Vorgaben der Packaging and Packaging Waste Directive für 2030. Weiter zeigt sie, dass es möglich ist, Tiefziehen als bevorzugtes Fertigungsverfahren zu substituieren, wodurch Hersteller Kosten durch vorgelagerte Prozessschritte (Folie) und Material (Beschnitt) einsparen können. Engel demonstriert damit praxisnah, wie Nachhaltigkeit und Präzision in einem wirtschaftlichen Produktionsumfeld zusammengeführt werden können.

Digitale Intelligenz schafft reale Produktionsvorteile

Mit inject AI geht Engel auf der K 2025 im Rahmen seines inject 4.0 Programms den nächsten Schritt in Richtung selbstregelnder Maschine und integriert Künstliche Intelligenz in neue und bestehende Engel Produkte. Beispielsweise überwacht der iQ process observer bis zu 1.000 Parameter pro Schuss, erkennt in Echtzeit Prozessabweichungen und gibt von KI unterstützte, automatische Korrekturhinweise – ein wesentlicher Beitrag, um Prozesse zu optimieren und damit den Ausschuss zu reduzieren. Die Systeme lernen kontinuierlich aus den Daten aller angebundenen Maschinen und schaffen damit einen Vorteil für jedes neue Projekt.

Bei Maschinen- oder Prozessfehlern bietet eine neue KI-gestützte Funktion im e-connect Portal maschinenspezifische Unterstützung – schnell, präzise, rund um die Uhr, und das in allen Sprachen. Dank der intelligenten Suche in den Handbüchern der Engel Maschinen lassen sich Stillstände schneller beheben. Zur K 2025 steht das System in der Pilotserie bereit.

Engel versteht KI nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung menschlicher Erfahrung. Adaptive Assistenzsysteme entlasten das Personal, stabilisieren Prozesse und erhöhen die Anlagenverfügbarkeit, was in Zeiten des Fachkräftemangels von besonders hohem Nutzen ist. Die selbstregelnde Maschine wird so Schritt für Schritt zur Realität.

www.engelglobal.com

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K 2025
Halle: 15
Stand: B42/C58

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